Vor dem Wettkampf: Radeberger Spielleute in der heißen Phase der Vorbereitung
Der Countdown läuft. Am 21. und 22 Juni werden in Lommatzsch die Sächsischen Landesmeisterschaften der Spielleute ausgetragen. Die Radeberger starten als Titelverteidiger in den Wettkampf. Was sie auf den Platz bringen wollen und warum ihnen der Weltmeister-Titel auf sächsischem Terrain nur bedingt hilft.

Kinder und Erwachsene im Wettkampf-Fieber
Noch einmal schreitet Erwachsenen-Stabführerin Jeanine-Lysette Schwenke jede einzelne Reihe ab. Gemeinsam mit dem Musikalischen Leiter Tom Schwenke bereitet sie das 48-köpfige Team des Radeberger Spielmannszuges seit Januar auf die Sächsischen Landesmeisterschaften vor.
Den kritischen Augen der Trainer entgeht nichts: zu große Abstände, schiefe Reihen, falsch gehaltene Instrumente. All das soll es am 21. Juni auf dem Wettkampfrasen in Lommatzsch möglichst nicht geben. Damit sie in diesem Jahr wieder ganz vorn mitmischen können, trainieren sie die Marschelemente schon wochenlang in Turnhallen und auf Sportplätzen. Über das Himmelfahrtswochenende fand zudem ein fünftägiges Trainingslager in Weißwasser statt.
Zuvor wurde das musikalische Programm einstudiert. In der Grundschule Süd sowie im Trainingszentrum des Spielmannszuges Oberlichtenau lag der Schwerpunkt auf den Flöten- und Horntiteln. Und auch der Nachwuchs, der sich am 22. Juni in Lommatzsch beweisen muss, ist in der heißen Phase der Wettkampf-Vorbereitung angekommen, probte kürzlich erst ein Wochenende lang in Heeselicht.
Kein Weltmeister-Bonus in Sachsen
Ihr bisher größter Erfolg liegt gut elf Monate zurück. Seit Juli 2024 dürfen sich die Radeberger Spielleute Weltmeister nennen. Doch wer denkt, dass sie damit die Sächsischen Landesmeisterschaften so gut wie in der Tasche haben, der irrt. Denn die Wettkampfformate lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen.
Der Hauptunterschied liegt im System der Punktevergabe. Bei der Weltmeisterschaft studieren die Vereine vorher möglichst vielfältige und komplexe Marschelemente sowie Musikstücke ein und verdienen sich damit Punkte. Auch das äußere Erscheinungsbild wie die Uniform trägt zu mehr Punkten bei. Wer bei seiner Darbietung am meisten präsentiert gewinnt.
Anders ist das bei den Landesmeisterschaften. Hier werden die Titel und Marschelemente größtenteils vorgegeben bzw. am Wettkampftag ausgelost. Schwierigkeit und Bekleidung folgen zumindest im Pflichtdurchgang einheitlichen Standards. Nach dem Prinzip der so genannten Abzugswertung wird dann für jeden Fehler eine vorher festgelegte Punktzahl abgezogen. Der Verein, der am Ende die meisten Punkte übrig hat, sprich die wenigsten Fehler gemacht hat, gewinnt die Meisterschaft.
Kurzum: Bewertet wird nach anderen Kriterien und selbst das Prinzip der Punkteverteilung unterscheidet sich. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass gerade die Leistungen der sächsischen Spitzenvereine dicht beieinander liegen. Da können 0,05 Punkte Abstand schon einmal eine Landesmeisterschaft entscheiden, wie 2023, als sich die Radeberger mit hauchdünnem Rückstand ihrem Herausforderer Zabeltitz geschlagen geben mussten. Es bleibt also spannend bis zuletzt.
Bekannte Pop-Hits sollen Titel bringen
Deswegen will man auch bei den so genannten Kürdurchgängen am Nachmittag nichts dem Zufall überlassen. Hier gehen Spielmannszüge, Schalmeienorchester und Fanfarenzüge in einer zweiten Runde mit eigenen Titeln und Arrangements ins Rennen, was auch für das Publikum mehr Abwechslung und Spannung bedeutet.
Die Erwachsenen aus Radeberg wollen ihr Können mit „Radio Caroline“ beweisen. Das Arrangement vereint internationale Pop-Hits wie Michael Jacksons „Thriller“, Elton Johns „Don’t Go Breaking My Heart“ und Cascadas „Everytime We Touch“. Der Nachwuchszug versucht sich an John Williams’ preisgekrönter Filmmusik und tritt mit „The Magic of Harry Potter“ an.
Ob die Radeberger Titelverteidiger damit wieder bis nach ganz oben auf das Treppchen steigen, wird man bei der Siegerehrung am späten Nachmittag erfahren. Gegen 17 Uhr sollte der neue Landesmeister feststehen. Bis dahin heißt es noch einmal: Disziplin, Schweiß und Teamgeist – alles für den Landesmeistertitel.
Vollständiges Programm (Infos Lommatzscher Spielleute)
Bericht der Sächsischen Zeitung (16. Juni 2025)