World Championships: Radeberger Spielleute im Trainings- Endspurt
Die Radeberger Spielleute stehen vor ihrem nächsten Wettkampf- Höhepunkt. Bei den World Championships in Rastede wollen sie sich am Wochenende erstmalig mit internationalen Vereinen messen. Bis kurz vor der Abreise wird noch einmal intensiv trainiert.
Programm- Planung dauerte 40 Stunden
Zeit zum Durchatmen nach den Sächsischen Landesmeisterschaften in Zabeltitz hatten die Radeberger Spielleute in diesem Jahr nicht. Schon zwei Tage später stand das 48- köpfige Team hinter Stabführerin Jeanine Lysette- Eisner wieder auf dem Rasen, um für die anstehenden World Championships in Rastede zu trainieren.
Da sich das WM- Programm wesentlich von dem der Landesmeisterschaft unterscheidet, mussten die Radeberger umdenken, sowohl was die Musik also auch das genaue Marschieren anbelangt. Anders als bei den Sächsischen Landesmeisterschaften, bei denen alle Vereine dieselben Formationen und Titel präsentieren, geht es in Rastede nämlich darum, möglichst viel zu bieten. Wer die schwierigsten Titel spielt und die komplexeren Formationen marschiert, bekommt die meisten Punkte.
Natürlich dürfen dabei keine Fehler passieren. Die Herausforderung für den musikalischen Leiter Tom Schwenke war somit, das richtige Maß zwischen Komplexität und Machbarkeit auszuloten. 40 Stunden lang dauerte allein die Planung des Wettkampf- Programms.
Historische Uniform soll überzeugen
Die Musikauswahl fiel schließlich auf echte Klassiker: „Regimentsgruß“, den ungarischen Marsch „Hunyadi Indulo“ und „Radetzky Marsch“. Um die musikalische Vielfalt des Vereins auszuschöpfen, wird zudem ein Horntitel, der „Jubiläumsgruß“, gespielt.
Doch auch ein weiterer Punkt fließt maßgeblich in die Wertung ein: Der Gesamteindruck („General Effekt“). Bei diesem geht es um die Wirkung der Uniform oder weiterer Showelemente, die Zusatzpunkte bringen. Hier wollen die Radeberger mit ihrer historisch- nachempfundenen Bekleidung aus der Zeit um 1810 punkten.
Für die maßgeschneiderten Baumwollgewänder in den sächsischen Landesfarben wurde die Montur des Sächsischen Infanterieregiments „Prinz Friedrich August“ detailgetreu nachgebildet. Damit gelten die Radeberger gewissermaßen als „Exoten“ auf dem Wettkampfplatz, weil Sportspielmannszüge sehr selten historisch bekleidet auftreten.
Spielmannszug trainiert an mehreren Orten
Auch die dritte Wertungskategorie hatte es noch einmal in sich: die visuelle Darstellung. Während des Musikvortrages in Bewegung müssen die Vereine hier einen Parcours marschieren und dabei fünf Rechtsdrehungen, vier Linksdrehungen und eine Verjüngung des Korps auf maximal zwei Meter Breite präsentieren.
Dabei ist es wichtig, dass jeder einzelne die Punkte kennt, an denen das Marschelement ausgeführt wird. Für jede Position im Zug gibt es also einen eigenen Plan, der auch auf die Musiktitel genau abgestimmt ist. Dieses Zusammenspiel zwischen Schritten, Bewegung und Musik machten den Hauptteil der umfangreichen Planungen aus.
Und auch das Training drehte sich zu großen Teilen um den Parcours. Damit die Spielleute wissen, wie sie marschieren sollen, muss der Rasen zunächst in Yardlinien unterteilt werden. Ein eigenes Aufbauteam rückte dafür gut anderthalb Stunden vor jeder Trainingseinheit an, um 38 Kegel, 17 Schilder mit Abstandsangaben und 106 Bodenmarkierungen auf dem Rasen zu platzieren.
Da nicht jeder Sportplatz dafür geeignet ist, fand das Training des Radeberger Spielmannszuges an verschiedenen Orten statt. Die Kunstrasenplätze im Radeberger Schillerstadion und in Arnsdorf sowie die Fußballfelder in Radeberg und Dresden- Bühlau waren Trainingsorte.
Verein will sich auch international vernetzen
Doch nicht nur der Musikwettbewerb lockt die Radeberger nach Rastede. Vordergründig ist das Event auch dazu da, um mit Vereinen aus aller Welt in den fachlichen Erfahrungs- und Leistungsaustausch zu treten. 78 Blaskapellen, Drum Corps, Fanfarenzüge, Spielmannszüge, Konzertbands und Show- Marchingbands werden in Rastede zu Gast sein. Nationen wie Brasilien, Ghana, Niederlande, Dänemark, Polen, Thailand, Schweden oder Venezuela sind vertreten.
Die Veranstalter sehen das Event auch als „friedliches Fest der Musik, Toleranz und Völkerverständigung“, wie es im Grußwort des Präsidenten der Rasteder Musiktage, Torsten Wilters, heißt. Die Radeberger Spielleute freuen sich deswegen auch besonders darauf, die Vielfalt der internationalen Spielleute- Szene hautnah miterleben zu dürfen.
Fans nehmen extra Urlaub
Die Radeberger Spielleute werden am Freitag, den 28. Juni, nach Rastede aufbrechen. Am Sonnabendvormittag werden sie ab 10 Uhr an der Straßenparade durch den Ort teilnehmen. Der eigentliche Marsch- Wettkampf findet am Sonntag, den 30. Juni, gegen 10 Uhr statt. Am darauffolgenden Montag begeben sich die Radeberger dann wieder zurück in die Heimat.
Viele Vereinsmitglieder haben sich für die Teilnahme an den World Championships extra Urlaubstage genommen. Aber auch ein Fanclub begleitet die Radeberger nach Rastede. Unter anderem Mitglieder des Fördervereins, Freunde und Angehörige sowie Spielleute, die nicht aktiv am Wettkampf teilnehmen, haben sich bereits angemeldet.
Viel Zeit zum Packen bleibt den Spielleuten übrigens nicht. Am Donnerstagabend werden sie in Arnsdorf ihr Abschlusstraining absolvieren. Danach heißt es Instrumente, Uniformen und Schlafsachen verstauen. Keine zehn Stunden später soll bereits der Mannschaftsbus rollen – Richtung Rastede, zu den World Championships.
Das Wettkampfprogramm kann auch von zu Hause aus per Live- Stream verfolgt werden.
Vollständiges Programmheft der Rasteder Musiktage
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